Cyberempathy - E.F. v. Hainwald - Virginia Anemona

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Cyberempathy - E.F. v. Hainwald

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19.5.21
 
 
Cyberempathy - E.F. v. Hainwald
 
 
»Das ist unfassbar!« Diese Worte murmelte ich gerade, nachdem ich Cyberempathy ausgelesen hatte. Dieses Buch ist für mich eines der ganz besonderen und einfach … ja, unfassbar … unfassbar gut. 😊
Auch, wenn ich gesundheitsbedingt nicht immer lesen konnte, hat mich dieses Buch nie losgelassen, meine Gedanken kreisten sehr oft um die Themen und Geschehnisse darin. Es bietet so viel Nachdenk-Stoff, ich hatte den Drang, mich darüber auszutauschen. Deshalb werde ich das Hörbuch dazu noch mit meinem Mann zusammen hören, da er nicht gern liest, ich die Geschichte aber unbedingt mit ihm teilen muss! 😀
Leon lebt als Erinnerungskonstrukteur in der Oberstadt ein unbeschwertes Leben, ohne zu ahnen, wie schnell das Glück enden kann. Eigentlich herrscht hier absoluter Frieden, niemandem geschieht so etwas wie Leid. Aber jemand nutzt Leons Fähigkeiten für etwas Schlimmes aus und kurzerhand wird er als Verbrecher abgestempelt. Er hofft, die Obrigkeit möge es richtigstellen, denn die ist schließlich bekannt dafür, die Bürger vor allem Leid zu bewahren. Doch die Obrigkeit hat, für Leon überraschenderweise, gar kein Interesse, ihm zu helfen und so landet er in der Unterstadt und ist plötzlich umgeben von Gewalt. Empathie? Scheint hier keiner zu besitzen. Leon erfährt zum ersten Mal die Schattenseiten des Lebens, muss ums nackte Überleben kämpfen, ist den dubiosesten Gestalten ausgesetzt, bis jemand auftaucht und ihm Hilfe anbietet. Aber ob es ratsam ist, jemand Fremden inmitten der Brutalität zu vertrauen, das fragte sich Leon, und ich mich ebenso, während ich seine Geschichte miterlebt habe. Ich schreibe bewusst miterlebt, denn der Autor zog mich in einen Strudel aus Ereignissen, die ich so plastisch vor Augen hatte, als wäre ich mitten im Geschehen!
Die Ebenen der Ober und Unterstadt wurden so genial beschrieben, ich bin dort gefühlsmäßig selbst entlangspaziert oder gehetzt geflüchtet, je nachdem. 😁
Das gesamte Werk empfand ich als durchgehend spannend, ohne dass es dabei überladen war.
Die Charaktere fand ich äußerlich und innerlich einmalig, besonders, liebevoll, grauenvoll, abartig. Auch die zahlreichen Bewohner weckten stets mein Interesse, mit ihrem kybernetisch oder genetisch veränderten Äußeren.
Eine ungeheure Mischung aus allen Emotionen flutete mir beim Lesen die Sinne. Mir fehlten danach immer die Worte, um meine Faszination noch irgendwie ausdrücken zu können.
Das ist ein Buch, das eindrucksvoll zeigt, wohin die Probleme der Welt, sowie die Technik uns eines Tages tatsächlich führen könnten, dabei zeigt es sowohl die wunderbaren Seiten, als auch die katastrophalen. Und das, ohne sich auf eine eindeutige Seite zu fokussieren, ohne zu werten. Der Leser muss sich selbst fragen, inwiefern es noch mit den eigenen Werten vereinbar ist, was da geschieht. Ich war mir stellenweise, vor allem gegen Ende, selbst schon total unsicher. 😉 Aber meine Menschenkenntnis scheint ganz gut ausgereift, hab ich so im Verlauf der Story gemerkt, bzw. manches habe ich anscheinend einfach gefühlt. 😎
Über die Themen im Buch könnte ich stundenlang philosophieren. Über die Frage, wer bin ich? Wer bist du? Was macht das Menschsein aus? Dein Aussehen, dein Charakter, deine Organe? Fühlst du Empathie oder Schmerz wie ich? Anders? Gar nicht? Wieso?
Auf jeden Fall muss ich eine ganz dringliche Leseempfehlung aussprechen. Lesen, lesen, lesen, husch husch. 😀💙
Ps.: Ich bin sehr froh, es gelesen zu haben, sonst wäre mir echt etwas entgangen.
Die Danksagung machte mir auch noch Mut. Denn der Autor schreibt dort tatsächlich, er zweifelte öfters und wollte alles hinschmeißen. Da hab ich wirklich die Augen aufgerissen und mir gedacht: Waaaas? Wie kann jemand zweifeln, bei dieser Geschichte? Das machte mir Mut, weil ich selbst wegen meiner Geschichten zweifle. Aber wenn jemand so etwas, meiner Meinung nach, Geniales zu Papier bringt und auch Zweifel hat, ist es wohl gut, nicht aufzugeben.
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